Brasilienprojekt Metzingen

  • Metzingen, Deutschland
  • Globales Lernen, Bildung, Betreuung
Als Schüler*innen AG des Dietrich-Bonhoeffergymnasiums Metzingen unterstützen wir ein brasilianisches Kinderprojekt, welches Betreuungs- und Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche leistet und sie so vor einem kriminellen Lebensweg bewahrt.

Das Gonzalinho-Projekt ist ein Stadtteilprojekt in der Stadt Cáceres in Mato Grosso/ Brasilien. Da die brasilianischen Kinder und Jugendlichen nur vier Stunden am Tag zur Schule gehen und ihre sozialschwachen Eltern oft mehreren Arbeitsstellen nachgehen müssen, brauchen die Kinder einen Betreuungsort, der sie vor kriminellen Gruppen bewahrt. Das Betreuungsangebot besteht aus einer Nachmittags- und einer Vormittagsgruppe und wird von je einer*m brasilianischen pädagogischen Mitarbeiter*in und einer*m deutschen FSJler*in begleitet. Sie organisieren praktische Unterrichtseinheiten, Spielzeiten und gelegentlich Ausflüge, sofern finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Gerade die Coronakrise trifft das Projekt hart. Da viele Eltern ihre Arbeitsstellen verloren oder Risikopatient*innen betreuen. Wir konnten hier durch lokale und deutsche Spenden Grundnahrungsmittel organisieren, um die Situation zumindest ein wenig auszugleichen, das reicht aber leider nicht. Ausstehend sind zudem noch die Folgen der Brände im Pantanal, die nun auch Cáceres erreichten. Wir, das ist zum einen die Brasilien AG des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Metzingen, welche Jugendaustausche mit dem Gonzalinho-Projekt organisiert und durchführt, Spendenaktionen leitet und bildungspolitische Arbeit leistet. Zum anderen wird das Projekt von ehemaligen FSJler*innen unterstützt, deren Herz noch immer an der so wichtigen pädagogischen Arbeit in Brasilien hängt und die aus genau diesem Grund einen Verein gründeten.

Einführung

Als Schüler*innen AG des Dietrich-Bonhoeffergymnasiums Metzingen unterstützen wir ein brasilianisches Kinderprojekt, welches Betreuungs- und Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche leistet und sie so vor einem kriminellen Lebensweg bewahrt.

Kurzbeschreibung des Projektes

Alle 1bis 2Jahre findet ein Jugendaustausch zwischen uns (Brasilien AG) und Jugendlichen (Studierende, Aktivist*innen, Engagierte) in der Stadt Cáceres in Brasilien statt. Im Sommer 2020 war der Rückaustausch in Brasilien geplant. Diese bildungspolitische und kulturelle Austausch sollte es uns möglich machen verschiedene soziale Organisationen kennen zu lernen (Goncalino-Projekt, Landlosenbewegung MST, Indigenen Dorf Acorizal, Cidade sem fome in SP). Doch die Pandemie machte dies unmöglich...

Der Projektansatz

Da unser geplanter Austausch in diesem Jahr nicht stattfinden konnte, nutzten wir unsere guten Kontakte zu den Mitarbeitenden vor Ort. Durch Plattformen wie Facebook und Whatsapp stehen wir in enger Verbindung zu den Personen in und um das Gonzalinho-Projekt und können Bedürfnisse und Nöte schnell kommunizieren. Schnell erreichte die Covid-19-Pandemie auch die Kleinstadt Cáceres im Nordwesten Brasiliens. Die Mitarbeitenden des Kinderprojektes teilten mit uns ihre Not. Die Kinder konnten aus Hygienegründen nicht mehr in das Projekt kommen. Dazu kommt, dass viele Eltern ihre Arbeit verloren. Über die Jahre des Bestehens der Brasilien AG entwickelte sich zudem eine Freundschaft zu den Bewohner*innen eines indigenen Dorfes. Sie stehen mit uns in Kontakt und erzählten, wie hart sie diese Pandemie trifft. Durch die Zurückgezogenheit in ihrem Dorf Acorizal kämpfen die Immunsysteme der Bewohner*innen bereits mit den Krankheitserregern, gegen die die urbane Bevölkerung bereits seit langem Antikörper entwickelte. Nicht auszudenken, was das Coronavirus hier anrichten könnte. Ihr Plan war deshalb, sich komplett von der Außenwelt abzuschotten und autark zu leben, sodass das Virus in ihrem Dorf keine Chance hat. Das unterstützten wir mit Spenden, denn sie brauchten übergangsweise "Starthilfe" bis die Erntezeit beginnt. Auch für sie gibt es keinerlei Hilfe aus der Politik. Kurzum: Brasilien und besonders die ärmere Bevölkerung steckt in einer tiefen Krise. Diese Umstände führten dazu, dass wir unverzüglich diverse weitere Soli-Aktionen starteten. Um die Bedürfnisse vor Ort zu erfassen, standen wir in engem Kontakt zu den Menschen dort. Besonders groß ist die Not in Bezug auf das tägliche Leben. Wir sammelten daher Spenden, klärten über die politische und soziale Lage in Brasilien auf und nähten Masken, die wir dann verkaufen konnten, um den kompletten Erlös nach Brasilien zu schicken, wo die Menschen vor Ort Grundnahrungsmittelpakete kauften und an Bedürftige gaben.

Die Beteiligten

Unser Partnerprojekt in Brasilien beschäftigt sich mit den Fragen, wie man miteinander (globaler Süden und globaler Norden) für mehr (globale)Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sorgen kann. Wir setzen uns für weniger Ausbeutung durch Länder des globalen Norden ein. So haben wir uns zum Beispiel mit den Auswirkungen von Soja-Anbau in Brasilien, welcher für Tierfutter in Europa genutzt wird, auseinandergesetzt. Wir begegnen unseren Freunden auf Augenhöhe, so sehen wir uns nicht als die "Helfenden" und die Partner*innen als die "Bedürftigen", sondern setzen auf eine gegenseitige Unterstützung und auf ein gegenseitiges Voneinander-Lernen. Unsere Austauschpartner*innen, die älter als wir sind, hatten im Vergleich zu uns schon mehr Lebenserfahrung und diese haben sie mit uns geteilt. Dazu beteiligen sich die Jugendlichen aus Brasilien alle in sozialen Projekten, was sehr inspirierend ist, da sie in einfachen Verhältnissen aufwachsen und sich trotzdem oder gerade deswegen engagieren. Durch verbesserte Achtsamkeit für solche globalen Zusammenhänge und Probleme wird das alltägliche Leben, Sachverhalte und Handlungen hinterfragt. Es entsteht, der Versuch nach- und weiterzudenken und zu verstehen, welche Folgen das eigene Handeln für andere Menschen hat. Und wie mehr Gerechtigkeit hergestellt werden kann. Wir diskutieren in der Gruppe, aber auch privat mit Freund*innen und Familie stark über diese Themen. Zu großen Teilen stammt dieses Interesse und die Informationen aus unserer Partnerschaft. Zudem ist es schön zu sehen, wie sich unsere unterschiedlichen Partner*innen gegenseitig helfen und unterstützen, gerade auch während der Pandemie. Sie setzen aufeinander und versuchen nicht nur ihrem Projekt, sondern auch anderen Betroffen zu helfen. Das zeigt, dass jede*r mehr für die Gesellschaft tun kann und vieles möglich ist. Ich bin dankbar, Teil dieser Partnerschaft zu sein, da ich viel lerne, neue Menschen treffe und ein Bewusstsein für aktuelle globale Probleme bekomme.

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