Blühwiesenteam Jugendclub Petershagen & Jeunes de Cité Saint Louis de Keur Massar

  • A.A.O Dakar Jeunes de Cité Saint Louis de Keur Massar , Cité Saint Louis de Keur Massar, Dakar, Senegal
    Blühwiesenteam Jugendclub Petershagen & Jeunes de Cité Saint Louis de Keur Massar, Petershagen , Deutschland
  • Platz 11 Award 2021
  • Gesundheit, Inklusion, Umwelt
Wir sind ein Jugendclubteam und haben unser Wunschprojekt (die Blühwiese) realisiert. So haben es auch unsere Partner in Senegal gemacht (Mikrogärten und Müllprojekt). Jeder für sich und doch gemeinsam, haben wir gelernt und uns für Umwelt und Gesundheit eingesetzt.

Eigentlich sind wir nur in ein Jugendbeteiligungsprojekt reingerutscht wo es darum ging, ob man Globales Lernen und Nachhaltige Entwicklung besser hinbekommt, wenn die Jugendlichen die Themen wählen dürfen. Das Projekt wurde durchgeführt vom Senegal-Projekt des OSZ Märkisch-Oderland e.V. aus Deutschland mit Partnern aus Senegal. Es gab schon einen von Jugendlichen aus der Region entwickelten und abgestimmten Katalog von Themen und einige kleine Testprojekte sollten in Deutschland mit senegalischen Gästen stattfinden. Dann kam Corona, und es konnte keine großen Treffen geben. Die Teilnehmer*innen aus Senegal konnten auch nicht einreisen. Das ganze Projekt wurde umgestaltet, einzelne Gruppen sollten in beiden Ländern arbeiten und sich online austauschen.

Wir hatten auch Projektideen, z.B. die der Blühwiese neben unserem Jugendclub. Melanie vom Senegalprojekt aus Strausberg hat angeboten uns zu unterstützen, weil wir etwas für Nachhaltige Entwicklung machen. Ihre Bedingung war, dass wir uns dann austauschen mit anderen Projekten, die parallel in Senegal stattfinden. Wir fanden das gut, unsere Bedingung jedoch war, dass wir im Jugendclub arbeiten, weil wir nicht noch mehr Videokonferenzen haben wollten. Eine Woche später war der Jugendclub zu und der Antrag auf Sondergenehmigung, weil wir ja arbeiten wollten, wurde von der Gemeinde abgelehnt.

Wir haben dann doch online gearbeitet. Unser Projekt dauerte nicht eine Woche, wie bei den Testprojekten angesetzt, sondern 5 Monate. Manchmal waren wir einzeln auf der Wiese, um etwas zu untersuchen, am Ende des Projekts durften wir uns immerhin wieder in Kleingruppen treffen. Online haben wir diskutiert, wie wir Entscheidungen treffen, was es auf unserer Blühwiese geben soll und was wir auf dem bestehenden Boden pflanzen könnten. Wir haben auch eine Antrag an den Bürgermeister geschrieben, weil das Grundstück der Gemeinde gehört.

In den Frühjahrsferien haben wir in Kleingruppen Bäume und Sträucher besorgt, Saatgut gemischt und gepflanzt. Leider klappte es nicht, dass wir Familien aus dem Ort zur Pflanzung einladen, das hatten wir uns gewünscht. Salimata vom Verein AAO aus Dakar hatte uns auch gute Tipps gegeben, wie wir die Werbung machen könnte. In Dakar gab es nämlich ein Projekt, wo sehr viele Jugendliche mitgemacht haben.

Unsere Partnerjugendgruppe aus Dakar hatte eine Aufräumaktion (das heißt in Senegal Set-Setal) in ihrem Viertel Keur Massar organisiert. Sie sammelten Müll ein, weil dieser schlecht für die Gesundheit ist. Salimata hat die Jugendlichen betreut. Es gab auch Mülleimer für die Familien. Sie haben mit der Stadt verhandelt, damit das Müllauto auch in ihrem Viertel vorbeikommt. Das funktioniert seit Frühling 2021 auch.

In einem zweiten Projekt haben sie kleine Hochbeete mit Salat, (Tee-)kräutern und etwas Gemüse angelegt, um etwas Gutes für die gesunde Ernährung zu machen. Auch in Senegal war es sehr schwierig die Projekte durchzuführen, weil es sehr strenge Regeln wegen Corona gab.

Wir haben Fotos, Videos und Präsentationen ausgetauscht und uns in Videokonferenzen getroffen. Das war sehr interessant. Jedes Projekt hat einen anderen Hintergrund und ein eigenes Ziel. Wir haben uns mit Artenvielfalt beschäftigt , unsere Partner denken viel über Gesundheit nach und haben sich für eine saubere Umwelt und gesunde Nahrungsmittel eingesetzt.

Trotzdem haben wir viel gemeinsam: wir alle haben uns mit Boden beschäftigt, bei uns war er „nur“ zu beachten, in Senegal wurde er durch die Müllaktion entlastet und die Jugendlichen haben guten Boden für ihre Gärten gemischt.

Wir alle haben etwas für die Insekten und die Nahrung getan, weil beides eigentlich zusammengehört. Da wo es viele Insekten gibt, kann es viele Früchte geben und da wo viele Pflanzen stehen, können viele Insekten leben.

Wir sind als Team zusammengewachsen und haben viel Neues gelernt.

Unsere Projekte endeten im Frühjahr 2021.
Wir waren etwas schockiert, dass Melanie vom Senegal-Projekt aus Strausberg nicht kontrollieren wollte, ob wir die Blühwiese regelmäßig gießen (das muss man nämlich mindestens 6 Wochen). Sie sagte, es wäre unser Projekt und unsere Entscheidung. Wir haben fast regelmäßig gegossen. In den Herbstferien haben wir dann nochmal nachgesät.

Salimata von der AAO Dakar wollte nach der Regenzeit die Mikrogärten nochmal mit den Jugendlichen neu bepflanzen. Sie war überrascht, dass einige Jugendliche das schon selbst erledigt hatten.

Unsere letzte Nachricht ist, dass sich einige Eltern von den Jugendlichen in Dakar zusammengesetzt haben und jetzt regelmäßig eine Aufräumaktion in ihrer Straße machen wollen, dieses Jugendprojekt wurde also von Erwachsenen gekapert.

Aber sicherlich finden wir gemeinsam neue Projektideen. Bis dahin wollen wir noch einige Videokonferenzen machen. Das interessiert auch andere Leute aus unserem Jugendclub. Wir wollen zum Beispiel wissen, wie das mit dem Lockdown für die Jugendlichen aus Dakar war, wie ihr Schulalltag überhaupt so aussieht, was sie am Wochenende machen und was sie so zum Klimaschutz meinen. Und natürlich sind wir auch interessiert ihre Fragen an uns zu beantworten.

* Anmerkung der Projektbetreuerinnen: Die Idee hinter dem Projekt war es Jugendlichen zu ermöglichen IHRE Projekte durchzuführen unabhängig davon, ob diese in unseren pädagogischen Plan passen. Das war sehr interessant und eine große Herausforderung. Online tauschten sich lauter junge Expert*innen für Magerwiesen, Urban Gardening und Müllmanagement aus. Sie alle waren „Fachleute“ und behandelten sich gegenseitig auch so. Die außerschulische Projektarbeit fand mit neu gegründeten Gruppen im Wesentlichen im Lockdown statt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Jugendlichen Ihre Projekte nicht beenden war sehr groß. Sie haben nicht nur durchgehalten, sondern auch unsere Erwartungen übertroffen.

Wenn sie so weiterarbeiten, könnte sich eine echte Partnerschaft entwickeln.

Einführung

Wir sind ein Jugendclubteam und haben unser Wunschprojekt (die Blühwiese) realisiert. So haben es auch unsere Partner in Senegal gemacht (Mikrogärten und Müllprojekt). Jeder für sich und doch gemeinsam, haben wir gelernt und uns für Umwelt und Gesundheit eingesetzt.

Kurzbeschreibung des Projektes

Wir bewerben uns mit unseren lokalen Kleinprojekten: Blühwiese in Petershagen (Petershagen/Eggersdorf, Brandenburg, Deutschland), Set-Setal (1) und Microjardinage (2)in Cité Saint Louis (Keur Massar, Dakar, Senegal). Wir wollten mit unseren Projekten etwas Gutes für unser Dorf bzw. unser Viertel machen. Die Krise hat unser Leben unterschiedlich eingeschränkt. Gemeinsam ist, dass wir trotzdem in der Krise angefangen haben miteinander zu arbeiten.

Der Projektansatz

Unsere Projekte haben wir Ende Oktober 2020 begonnen. Bis Mai 2021 sind wir zu guten Teams zusammengewachsen. Das war der 1. Schritt, denn unsere Gruppen haben gemeinsam, dass sie vorher noch nicht zusammengearbeitet haben. In Deutschland haben wir erst einmal diskutiert, wie wir Entscheidungen treffen, das hat sehr lange gedauert. Die Aufgaben mussten wir auch unter uns verteilen (manchmal ist die Projektleitung raus gegangen, in echt oder online). Es gab oft Streit, aber wir haben immer eine gute Lösung gefunden. Die Projektleiter haben uns geholfen Informationen zu sammeln, Genehmigungen einzuholen, alles zu planen und dann auch die Umsetzung mitgemacht. In Senegal wurde das anders organisiert. Erst gab es eine Sensibilisierung durch die Projektkleiter bei den Jugendlichen und ihren Familien. Dann wurden die Jugendlichen in das Projekt eingeladen. Sie lernen im Projekt und sensibilisieren dann andere Leute und erklären ihnen wie sie mitmachen können. Beim Set-Setal haben deshalb auch Kinder, Hausfrauen und ältere Leute noch kurzfristig mitgemacht. Wir haben also verschiedene Wege, wie wir in unseren Gruppen arbeiten, Es war interessant zu sehen, dass es viele Möglichkeiten gibt. In unseren Projekten haben wir zu verschiedenen Themen gearbeitet. Es ging um Artenschutz in Deutschland und um Gesundheit in Senegal. Über Onlinekonferenzen, Fotos, kleine Videos und Präsentationen haben wir uns zwischen Senegal und Deutschland ausgetauscht. Hierbei gab es gemeinsame Regeln, die haben die Projektleiter festgelegt. Wir haben vorwiegend über unsere Projekte gesprochen: warum die uns wichtig sind, wie wir das organisieren, welche Ziele und Probleme wir haben. Gleichberechtigung heißt für uns nicht, dass alles gleich sein muss, aber das jeder das gleiche Recht zu sagen, was ihm wichtig ist und wofür er sich engagieren möchte. Wir haben auch über andere Dinge gesprochen, z.B. Schule oder über etwas, dass wir auf Fotos gesehen haben. Und wir durften offen Fragen stellen, das hat uns geholfen. Durch den Austausch konnten wir erkennen, dass unsere Projekte doch viel gemeinsam haben: sie haben z. B. haben alle etwas mit Boden zu tun. Wir konnten auch herausfinden, wo die Verbindung liegt: Unsere Blühwiese in Petershagen hilft Insekten, diese brauchen wir um Früchte zu ernten. Der Salat, das Gemüse und die Kräuter in den Mikrogärten in Cité Saint Louis sind nicht nur Nahrung für Menschen, sondern auch für Insekten. Unsere wichtigsten Erkenntnisse: - Es ist einfacher als gedacht mit fremden Jugendlichen in Kontakt zu treten. Durch die Projekte hatten wir immer etwas worüber wir reden konnten. - In den Onlinekonferenzen haben wir etwas gelernt, das nicht im im Internet steht. - Die deutsche Gruppe ist sehr jung und sie engagieren sich schon.

Die Beteiligten

von den Projektleiterinnen: Wir haben mit den Jugendlichen weder über Zukunftsvisionen gesprochen noch Fragen zur Großen Transformation gestellt. Wir erwarten nicht, dass ein solches Kleinprojekt das Leben der Jugendlichen verändert. Wir hatten gehofft, wir schaffen in der Krise überhaupt noch etwas. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Die deutschen Jugendlichen haben 5 Monate in Distanz gearbeitet. Das hatten sie ursprünglich ausgeschlossen. Sie haben insgesamt lange, ohne Druck und trotz der für sie schweren Bedingungen durchgehalten. Gerade als sich das neue Viertel Cité Saint Louis mit Nachbarn füllte, kam der Lockdown. Es gab keine Zeit sich kennenzulernen und die Angst vor Ansteckung war groß. Das war eine schwierige Situation. Das Projekt hat geholfen, sich in dieser Krise kennenzulernen und (mit vielen Hygienemaßnahmen) Präsenz auf den Straßen zu zeigen. Große Transformation? Wir fangen erstmal klein an! Und es gibt Indizien dafür, dass die beteiligten Jugendlichen einen Anteil daran haben. Denken: Lange diskutierte die deutsche Gruppe, ob die Blühwiese umzäunt oder ein Ort der Begegnung und des Lernens werden müsse. Dahinter steckt die (berechtigte) Angst vor Vandalismus und mangeldner Wertschätzung aber auch die Frage in welcher Gesellschaft sie leben wollen. (es gibt keinen Zaun) Überzeugen: Für weitere Videokonferenzen zu Themen der Jugendlichen und mit „neuen“ Jugendclubgängern ist es für Projektleiter schwer zu werben. Für die „peers“ aber nicht. Bewegen: Die Pädagogen des Jugendclubs bereiten sich jetzt auf Nachhaltige Entwicklung vor: denn das scheint wichtiger für die Jugendlichen zu werden. Denken & Selbstermächtigung: In Senegal haben zwei Teilnehmerinnen, die durch sie betreuten Mikrogärten einfach neu besät- ohne Aufforderung und mit eigenem Geld für Saatgut. Die Projektleitung war mehr als positiv überrascht. Ein Mikrogarten wurde sogar durch eine eigene Erfindung verbessert. Überzeugen & Bewegen: Das Set-Setal war ein Aktionstag. Im Anschluss wurden Mülleimer an Familien ausgegeben und die Müllentsorgung organisiert(4). Um den Müll im öffentlichen Raum will sich ab Dezember eine Frauengruppe kümmern. Sie sind überzeugt und übernehmen das Jugendengagement. Wir sind mit Anfängern in einer Krise gestartet und haben viel erreicht. Wir sind zuversichtlich, dass aus diesen beiden Gruppen richtige Partner werden.

Titelbild