Brasilien-AG des Dietrich Bonhoeffer Gymnasiums

  • projeto goncalinho, Cáceres-NT, Brasilien
    Brasilien-AG des Dietrich Bonhoeffer Gymnasiums, Metzingen, Ba Wü
  • Platz 10 Award 2018
    Platz 1 Award 2021
  • Globales Lernen, Umwelt, Hilfe für Kinder
Fußballfeld, Gemeinschaftsgarten, Bücher, zusammen essen, ein Stück Zuhause - all das und noch viel mehr finden die Kinder des ärmsten Stadtviertels von Cáceres in Mato Grosso im Goncalinhoprojekt. Wir von der Brasilien-AG besorgen das nötige Geld und arbeiten alle 2 Jahre mit.

Wir, die Brasilien AG unserer Schule, engagieren uns seit 2002 für unsere Partnerschaft mit dem Straßenkinderprojekt, und zwar mit 660 Euro jeden Monat und mit freiwilligen Arbeitseinsätzen z.B. beim Hausbau des Kinderhauses (2008), beim Bau des Gemeinschaftsgartens (2010), des Brunnens und von Spielgeräten (2012) und der Maßnahmen zur Bekämpfung von Überschwemmungen (2014). Im Projekt werden 50 Kinder aus armen Familien eines Peripheriestadtteils – deren Schule nur 4 Stunden Unterricht pro Tag bietet – tagsüber von einem fünfköpfigen Team junger Leute betreut: 3 Brasilianer/innen und 2 deutsche Freiwillige aus unserer Gruppe (die jeweils ein Jahr dort arbeiten). Das Projekt lebt von unseren gemeinsamen Fundraising-Erfolgen und ist durch unsere Partnerschaft weitergegangen, nachdem es aus einer Eltern- und Jugend-Initiative in Brasilien entstanden ist. Außerdem wird die Partnerschaft lebendig gehalten durch unseren Jugendaustausch mit Work-Camp. Darauf bereiten wir uns immer drei Jahre lang vor: wir lernen Brasilianisch und informieren uns über die Geschichte, Politik, Religion und Landeskunde von Brasilien und setzen uns kritisch damit auseinander, wie eine Nord-Süd-Partnerschaft auf Augenhöhe funktionieren kann. Die 16- bis 20- jährigen Team-Mitglieder aus dem Projekt nehmen am Jugendaustausch teil und umgekehrt verbringen wir unsere Sommerferien dort. So erlebt jede neue Generation unserer Brasilien-AG, wie das Projekt weiterentwickelt wird und das Geld sinnvoll eingesetzt wird. Dieses Jahr setzen wir die Gelder, die wir über den normalen Projektbetrieb hinaus haben (also auch einen möglichen Gewinn von „bridge-it“), für Hochbeete und ein Fußball-/Basketball-Feld im Garten des Kinderprojektes ein. Beim Arbeiten an den Hochbeeten lernen die Kinder (und wir selber auch, wenn wir dort im Sommer mitarbeiten), dass man Lebensmittel mit nur im Supermarkt kaufen kann und nicht unbedingt viel Geld dafür braucht, sondern sie auch mit der Arbeit der eigenen Hände wachsen lassen kann. Das Ballspielfeld war ein Wunsch der älteren Kinder im Projekt, die schon viele Jahre dabei sind und jetzt aus den Kinderspielen herauswachsen. Sie brauchen mehr Platz um sich auszutoben und in Brasilien gibt es nicht – wie bei uns – Vereine, die auch Kindern aus ärmeren Familien Sportmöglichkeiten bieten

Einführung

Fußballfeld, Gemeinschaftsgarten, Bücher, zusammen essen, ein Stück Zuhause - all das und noch viel mehr finden die Kinder des ärmsten Stadtviertels von Cáceres in Mato Grosso im Goncalinhoprojekt. Wir von der Brasilien-AG besorgen das nötige Geld und arbeiten alle 2 Jahre mit.

Kurzbeschreibung des Projektes

Da seit 2002 die Brasilien-AG alle 2-3 Jahre neu gegründet wird, gibt es viele ehemalige AG-Mitglieder, die alle schon in Brasilien beim Arbeitseinsatz zugunsten unserer Projektpartnerschaft waren. Nun hat die aktuelle Brasilien-AG zusammen mit vielen der Ehemaligen einen Verein ("ProGo") gegründet mit dem Ziel, Fundraising- und inhaltliche Veranstaltungen zum Goncalinhoprojekt zu machen. Die ersten Aktionen 2018: Judo-Matten und -anzüge, ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt, ein Öko-Seminar.

Der Projektansatz

Bevor wir anfangen zusätzliches Geld zu sammeln (also über den Betrag hinaus, der nötig ist um die 3 Monatslöhne für die 3 Betreuer/innen zu bezahlen), fragen wir natürlich unsere Partner/innen, welche Entwicklungen sie sich im Projekt wünschen. Da war dieses Jahr die Antwort, dass sich ein Judo-Lehrer bereit erklärt hat, ihnen 2x die Woche kostenlos, ehrenamtlich Judo-Unterricht zu geben, falls sie Matten und Anzüge anschaffen könnten. Dafür haben wir uns dann angestrengt um das Extra-Geld zusammen zu kriegen. Dazu schreibt Francisca: „Das regelmäßige Judo-Training ist für sehr hilfreich um zu lernen, wie gut es ist, diszipliniert an einer Sache festzuhalten. Gerade auch durch den flexiblen Alltag im Projekt neigt man dazu, alles nur nach kurzweiliger Laune zu testen um dann schnell was Neues zu finden. Das konstante Training zeigt, wie wichtig es ist, an einer Sache dranzubleiben und dass man mit Geduld und Übung schnell viel besser werden kann. Das bezieht sich dann natürlich nicht nur auf den Sport, sondern ist auch übertragbar auf die eigenen Lebensziele. Außerdem kann man hier in einem geschützten Rahmen die Kräfte messen und lernen, sie maßvoll und fair einzusetzen." Im ProGo Verein sind nicht nur deutsche Ehemalige und aktuelle AG-Mitglieder, sondern auch brasilianische, unser Vorstandsmitglied Roseli Alves war jahrelang selber im Projekt aktiv und Jean Nascimento hat als freiwilliger Helfer den Kindern Gitarrenunterricht gegeben und mit ihnen Musik gemacht. MIt dem Erlös des Weihnachtsmarktes word eine schöne, ansprechende Lese-Ecke mit guten Büchern im Projekt eingerichtet, denn wie unser Partner Sanzio sagt: "Wenn man aus dem verheerenden Wahrergebnis bei uns eine Lehre ziehen kann, dann, dass Bildung die Grundlage für demokratische Partizipation ist und auch dafür, zu erkennen, was Propaganda und fake-news ist und was echte Information."

Die Beteiligten

Durch die Gründung des gemeinnützigen, eingetragenen ProGo Vereins, der eine Idee ausschließlich der jungen Leute war (ich selber war sogar anfangs eher skeptisch), haben sie sich hier eine Plattform geschaffen, auf der sie - die aktuellen und ehemaligen Engagierten zusammen - unabhängig von mir als Projektleiterin ihre Vorstellungen entwickeln und umsetzen können. Dadurch, dass ja gleichzeitig auch immer AG-Mitglieder ihr Auslandsjahr im Goncalinhoprojekt machen, gibt es über sie den direkten Kontakt zu den Kindern im Projekt und zu den jugendlichen Helfern, die dort mitarbeiten, weil die Auslandsjahr-Freiwilligen sehr schnell zweisprachig kommunizieren und handeln können. Im Januar besuchen uns im Rahmen des Jugendaustausches auch ehemalige Projektkinder, die inzwischen 17-18 Jahre alt sind und aus dem Alter herausgewachsen sind, wo sie selber betreut werden müssen und die deshalb ehrenamtlich als Helfer im Projekt arbeiten. Zusammen mit diesen können unsere Jugendlichen besprechen, was die verschiedenen Beteiligten aus beiden Ländern für Wünsche und Bedürfnisse haben und wie diese umgesetzt werden können. Die AG, die aktuell an unserer Schule arbeitet, ist somit direkt in den Freundeskreis der Ehemaligen und der brasilianischen Jugendlichen eingebunden, eine Kommunikation, die hauptsächlich über die sozialen Medien läuft, was natürlich dadurch erleichtert wird, dass sie google Übersetzer nutzen, weil die jetzigen Neunt- und Zehntklässler die portugiesische Sprache noch lernen und die Partner kaum Englisch können. Die Fundraising-Ideen wie z.B. die Präsenz auf dem Weihnachtsmarkt mit brasilianischen Produkten war die Idee der Jugendlichen, während die inhaltliche Entwicklung des Ökoseminars mit dem Schwerpunktthema "Wasser - begrenzte Ressource" zunächst von meiner Seite als Projektleiterin kam, von den Jugendlichen aber im Laufe des Seminars weiterentwickelt wurde, da ihnen unsere Partner die entscheidende Rolle des Rio Paraguay für sie erklärt haben.

Titelbild

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Einführung

Fußballfeld, Gemeinschaftsgarten, Bücher, zusammen essen, ein Stück Zuhause - all das und noch viel mehr finden die Kinder des ärmsten Stadtviertels von Cáceres in Mato Grosso im Goncalinhoprojekt. Wir von der Brasilien-AG besorgen das nötige Geld und arbeiten alle 2 Jahre mit.

Projektansatz

Zunächst beschreiben wir, was seit unserer letzten Bewerbung im vorherigen Jahr unverändert gilt, danach gehen wir speziell auf das ein, was neu ist: Durch Vorträge, zwei selbst gedrehte Dokumentarfilme, Foto-Ausstellungen, Sperrmüllflohmärkte, Catering-Aktionen und Feste thematisieren wir immer wieder in der Öffentlichkeit, wa wir über unser Partnerland und über unsere Süd-Nord-partnerschaft gelernt und erfahren haben. Und natürlich sammeln sowohl die deutschen Jugendlichen der AG Geld für das Projekt in Brasilien als auch die brasilianischen Team-Mitglieder. Von den Spenden und Erlösen konnten wir bisher Folgendes realisieren: ein Kinderhaus bauen plus das Grundstück, auf dem es steht, kaufen; 3 sozialversicherungspflichtige Gehälter für die regelmäßige Tagesbetreuung und einen Gemeinschaftsgarten mit Brunnen, so dass die Kinder mit ihren Betreuer/innen zusammen Nahrungsmittel anpflanzen, ernten und in der Küche des Kinderhauses verarbeiten können. Das Besondere: nicht nur in Deutschland sind wir für das Projekt aktiv. Direkt vor Ort engagieren sich brasilianische Jugendliche, oft ehemalige „Gonzalinho-Kinder“, als freiwillige Helfer im Projekt. Alle anderthalb Jahre organisieren wir einen Austausch mit unseren brasilianischen Partnern: Im Winter erhalten wir Gastbesuch aus Brasilien, in den Sommerferien arbeiten wir selbst im Projekt in Cáceres mit. „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“, hat Che Guevara vor 50 Jahren geschrieben. In diesem Jahr haben wir nicht nur 2, sondern sogar 3 Metzinger Freiwillige,  die zusammen mit den brasilianischen Betreuern des Projekts die Arbeit mit den Projektkindern gestalten und uns "daheim" regelmäßig berichten und Fotos und Filmchen schicken. Gestern fand wieder das jährliche Fundraisingfest im Projekt statt, die Deutschen haben Kartoffelsalat und Kartoffelküchlein verkauft, die Brasilianer ihre Spezialitäten. Die Deutschen haben für die Tombola über ihren zuhause organisierten Soli-Kreis den 2. Hauptpreis, ein Fahrrad, gestiftet, die Brasilianer eine Kuh. Gemeinsam haben sie vor der Universität UNEMAT im Vorfeld des Festes die Lose verkauft. Was die Projekt-T-Shirts (von den brasilianischen Kindern entworfen und in Brasilien produziert), die an Mannschaftstrikots erinnern, ausdrücken: Wir sind ein Team, auch wenn ein Ozean zwischen uns liegt. Es gab schon viele Versuche in der Geschichte, Gerechtigkeit mit Mitteln herzustellen, die dann wieder zu neuer Ungleichheit geführt haben, weil die Menschen hierarchisch miteinander umgegangen sind. Wenn man Partnerschaft nur als Synonym für „Helfen“ versteht, ohne ungerechte Strukturen dabei zu thematisieren, dann bleibt die Hilfe entweder langfristig wirkungslos oder führt zur Abhängigkeit und Unmündigkeit derjenigen, denen man hilft. Deshalb reflektieren wir in unserer Gruppe den Begriff „Helfen“ immer ziemlich kritisch und betonen, dass wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe haben wollen, die keine Einbahnstraße ist, sondern in der die brasilianischen und deutschen Partner gleichberechtigt entscheiden und wir anerkennen, dass im Zweifelsfall die Brasilianer das bessere Verständnis der Strukturen in ihrem Land haben und deshalb auch die größere Entscheidungskompetenz. Deshalb heißt Partnerschaft für uns, die Nöte der Partner im gesellschaftlichen und globalen Kontext zu sehen: „Hungrige speisen und Durstigen zu trinken geben“ darf nicht dabei stehen bleiben, ihnen das, was ihnen fehlt, zu geben, sondern ein sinnvoll nachhaltiges Projekt muss die Hungrigen und Durstigen dazu befähigen, sich einen Brunnen zu bauen und einen Garten anzulegen. Deshalb haben wir die beiden Dinge zusammen gemacht. Die alljährlichen vierwöchigen Partnerbegegnungen sind mit ihren interkulturellen Herausforderungen der praktische Teil dessen, ein gleichberechtigtes Nehmen und Geben zu leben. Unsere Wochenend-Seminare sind dazu der theoretische Teil. Wir reflektieren jedes Jahr ein Wochenende lang die Struktur unserer Partnerschaft und machen uns Gedanken über postkoloniale Handlungsweisen und Verhältnisse, über weltwirtschaftliche Zusammenhänge, über Rassismus und über den ambivalenten Begriff „Helfen“. Nun kommt das entscheidend Neue: Nachdem wir uns in den letzten 3 Jahren intensiv damit beschäftigt haben (vgl. Bewerbung letztes Jahr), welche Auswirkungen unser eigener Fleischkonsum auf die verheerende Monokultur- Sojaproduktion in Mato Grosso hat, haben wir über diese Frage in den 5 Wochen, die wir im Sommer bei unseren Partnern in Brasilien verbracht haben, einen 85-minütigen Dokumentarfilm gedreht. Er hat den Titel: "Lasst uns die Welt mal mit euren Augen sehn". Er zeigt im ersten Teil, wie die Jugendlichen beider Länder miteinander die vierseitige Wippe und einen Geräteschuppen bauen und die Mauer mit Wandgemälden verzieren. Auch befragen sie in Interviews sich gegenseitig über ihre Lebensverhältnisse, darüber, welche Faktoren ein gutes Leben für sie einschränken und wie an diesem Punkt über die weltwirtschaftlichen Bedingungen die Menschen und ihr Handeln hier und dort miteinander verknüpft sind. In den weiteren Teilen des Films stellt jeder der Jugendlichen unseren Partnern jeweils eine Frage, und alle Fragen zusammen ergeben dann das "Mosaik" der Storyline. DIe Fragen werden zunächst Umweltaktivisten gestellt, dann den Leuten von der Landlosenbewegung MST, auf deren Agrarreformsiedlung wir 5 Tage mit ihnen zusammen gelebt haben, dann den Jugendlichen des Indigenen-Stammes der Chiquitanos über ihren Kampf um den Erhalt ihrer Existenzgrundlagen und schließlich den Jugendlichen der Favela-Bewegung MDF in Sao Paulo, die erzählen, wie alles, was es an Infrastruktur in der Favela gibt, aus der Organisierung der Bewohner - vor allem innerhalb der katholischen Basisgemeinden - entstanden ist. Dann haben die Jugendlichen noch gemeinsam einen Wandteppich hergestellt, indem jede/r ein Stück Stoff mit entwas bemalt hat, was in den 5 Wochen der Jugendbegegnung wichtig war, dann wurden die Stücke zusammengenäht. Aus den Film-Dreharbeiten möchte ich die Jugendlichen zitieren: Julia (Deutschland): Nach dieser Reise sind wir nicht mehr die gleichen Menschen wie vorher. Ich werde nie mehr mit der gleichen Naivität Dinge machen, kaufen oder essen wie vorher, weil ich gesehen habe, was dahinter steckt und was welche Folgen hat". Fanny (Deutschland): Die meisten unserer Begegnungen in Brasilien haben gezeigt, dass die Leute, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, nichts geschenkt kriegen, sondern immer nur dann gut leben können, wenn sie sich organisieren und etwas erkämpfen". Sanzio (Brasilien): Ich denke, wenn ihr gerne Fleisch esst, wie wir auch, dann solltet ihr überlegen, welche Folgen die Futtermittelproduktion bei uns hat und ob ihr dann wirklich das billige Fleisch aus dem Diskounter kaufen wollt oder doch lieber weniger Fleisch essen und dafür welches von kleinen Bauernhöfen kaufen". Getúlio (Brasilien): Ich fand es bewundernswert, welche Empathifähigkeit und interkulturelle Kompetenz die deutschen Jugendlichen gezeigt haben. Es war deutlich, wie gut sie sich 3 Jahre lang auf diese Reise vorbereitet haben. Sie waren gar nicht besserwisserisch und überheblich, sie haben uns zugehört, wollten wirklich wissen, was uns bewegt. Das war toll."

Erleben, Verstehen Bewerten und Handeln bezogen auf eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland und im jeweiligen Partnerland

DIe Intention unseres Films ist genau das: nachhaltig das Handeln beeinflussen, bewusst einkaufen und konsumieren, verantwortungsvoll entscheiden, ob man sich von den Eltern mit dem Auto kutschieren lassen will oder trotz Regen Fahrrad fährt, wenn man weiß, was Agrartreibstoffe in Brasilien verursachen. Nicht zu dem eingeschweißten Fleisch greifen aus der Supermarktkühltruhe greifen, das 70 Cent pro 100 Gramm kostet, sondern sich an der Fleischtheke anstellen und fragen, welches Fleisch aus regionaler Produktion stammt. Da der Austausch so verlief, dass auch unsere Partnerjugendlichen aus unserer Partnerstadt Cáceres die mehrtätigen Exkursionen zur MST und zu den Chiquitanos mitgemacht haben, haben sie genau das Gleiche gelernt wie die und mit den deutschen Jugendlichen. Unser Film ist so gestaltet, dass man 15-30 minütige Teilstücke in verschiedenen Klassen- und Altersstufen anschauen kann und jeweils ein anderer didaktischer Schwerpunkt gesetzt ist. So kann die ganze Schulgemeinschaft davon profitieren. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler, wie auch unsere jugendlichen brasilianischen Partner/innen waren dadurch sehr intensiv in die Produktion des FIlms eingebunden, dass jede(r) von ihnen im Film eine Frage stellt oder eine Antwort gibt, und zwar auf Portugiesisch. Auch an der Entwicklung der Storyline und der Fragestellung waren sie im Lauf der 3 Jahre Vorbereitung beteiligt. Das hinterlässt Spuren, die nachhaltiger das Leben prägen, als wenn man einen Film nur sieht. Auch bei den Schneidearbeiten waren sie eingebunden. Alle Schüler haben in Zweiergruppen einen Teil des Originalfilmmaterials bekommen, dann saßen wir 3 Tage lang in einem CVJM-Haus bis nachts vor den Laptops und haben mit verschiedenen Schneideprogrammen - jeder hat benutzt, was er hatte - die Einzelteile des Films geschnitten und hinterher alles zusammengefügt. Um die Partnerschaft auf Augenhöhe zu gestalten und voneinander und miteinander zu lernen, war uns sehr wichtig, dass unsere Partner im Original zu Wort kommen. Wir wollten möglichst viele Interviews führen und so dafür sorgen, dass die Deutschen, die den Film sehen, ihnen zuhören. An unseren mehrtätigen Besuchen sowohl bei der Landlosenbewegung als auch bei dem Indigenenstamm der Chicitanos (aus beiden Gruppen sind auch Partnerjugendliche bei unseren Partnerbegegnungen dabei) waren auch die Jugendlichen aus Cáceres aus dem Gonzalinhoprojekt dabei, in deren Familien unsere Schüler gewohnt haben. So haben auch die - urban geprägten - Brasilianer/innen Erfahrungen auf dem Land gemacht, die für sie fast genauso neu waren wie für die Deutschen. Vielen von ihnen war genauso unbekannt wie unseren Schüler/innen, wie grausam die indigene Bevölkerung in der Kolonialzeit dezimiert worden ist und wie schwierig es noch heute für sie ist, ihre Existenzgrundlagen zu sichern. Oder wie stark die Agrarprodukte aus ihrem Umland, die sie im Supermarkt kaufen, mit Agrarchemie belastet sind und was das für die Arbeitsbedingungen der Bauern ihres eigenen Landes bedeutet. Ich zitiere Natalia aus Cáceres: "Die 5 Tage bei den Chicitanos waren für mich wie eine andere Welt. Ich habe nicht geglaubt, dass Menschen in unserem Land so leben. Sie kaufen ja fast nichts in Läden ein! Fast alles, was sie essen, haben sie selber angebaut oder gejagt oder gefischt". Marco-António, Schüler aus Cáceres: "Wenn die deutschen Jugendlichen nicht zum Austausch hier gewesen wären, hätte ich das alles nicht erfahren. Ich würde immer noch denken, dass die Landlosenbewegung MST ein Haufen Banditen sind, die zu faul sind zum Arbeiten und dass die Indios rückständig sind und sich an unsere Zivilisation anpassen sollten. Was für einen Unsinn ich da geglaubt habe!". Josaír vom Stamm der Chicitanos: "Bisher habe ich nur Weiße kennengelernt, die uns erzählt haben, wie wir unser Land effektiver nutzen können, unsere Orchideen verkaufen und damit Profit machen könnten, was wir aber gar nicht wollen. Jetzt habe ich zum ersten Mal Weiße getroffen, die ohne HIntergedanken mit uns ein paar Tage lang das Leben geteilt haben,  gespielt, Musik gemacht, Pfeil und Bogen geschossen, gewandert, statt zu duschen im Bach gebadet haben, Kunsthandwerk gemacht, als Klo ein Loch im Boden benutzt, in Hängematten geschlafen, Manjok geerntet und verarbeitet haben, ohne uns zu erzählen, was wir besser machen könnten". Von diesen Erkenntnissen und interkulturellen Erlebnissen berichten die Jugendlichen der Brasilien-AG dann den Mitschülern, wenn sie durch die Klassen ziehen und für ihre Inhalte, aber auch um Spenden werben. Es ist ihre Aufgabe, 3 Jahre lang überzeugend die Partnerschaft vor der Schulgemeinde zu vertreten. Viele von ihnen fragen ihre Lehrer, ob sie das, was sie in der AG und bei der Reise (aber auch schon in der Vorbereitung darauf) gelernt haben, in Form von Referaten und Präsentationen oder mündlichen Abi-Prüfungen verarbeiten dürfen. So reflektieren und vertiefen sie es zusätzlich noch einmal. Die Jugendlichen der Brasilien-AG zeichnen sich unverkennbar dadurch aus, dass sie weniger in Stereotypen denken, offener für Ungewohntes, fremd Anmutendes sind und weniger anfällig für populistische Positionen und Denkmuster.

Einführung

Fußballfeld, Gemeinschaftsgarten, Bücher, zusammen essen, ein Stück Zuhause - all das und noch viel mehr finden die Kinder des ärmsten Stadtviertels von Cáceres in Mato Grosso im Goncalinhoprojekt. Wir von der Brasilien-AG besorgen das nötige Geld und arbeiten alle 2 Jahre mit.

Titelbild

Einführung

Fußballfeld, Gemeinschaftsgarten, Bücher, zusammen essen, ein Stück Zuhause - all das und noch viel mehr finden die Kinder des ärmsten Stadtviertels von Cáceres in Mato Grosso im Goncalinhoprojekt. Wir von der Brasilien-AG besorgen das nötige Geld und arbeiten alle 2 Jahre mit.

Kurzbeschreibung des Projektes

Durch unsere Soli-Aktionen während der Pandemie-Notzeit konnten unsere Partner vom Kinderprojekt Gonzalinho einen Hühnerstall mit 100 Hühnern bauen, einen Brunnen bohren um von der immer prekärer werdenden Wasserversorgung unabhängig zu sein, einen riesigen Gemüsegarten mit Sonnensegel und Bewässerung anlegen und sich erfolgreich gegen den Raub ihres Flusses „Taruma“ wehren. Über all das haben wir von der Brasilien-AG unseren zweisprachigen Dokumentarfilm „Agua“ gedreht und veröffentlicht.

Der Projektansatz

Zentrales Merkmal unserer Partnerschaft ist, dass sie keine Einbahnstraße ist. Wir, die deutschen Jugendlichen, arbeiten im Partnerprojekt mit, die brasilianischen Jugendlichen kommen zu uns an die Schule. Wir haben sowohl die Möglichkeit für Brasilianer, bei uns ein FSJ zu machen als auch umgekehrt. Wir machen keine Vorschläge, was unsere Partner mit den Spendengeldern machen sollen, aber diejenigen von uns, die als Teil des Teams im Gonzalinho-Projekt arbeiten, diskutieren auf Augenhöhe mit und machen Vorschläge wie die anderen Teamer auch. Zwar finanzieren wir über unsere Spenden-Aquise die 3 Arbeitsstellen im Projekt, aber wir nehmen uns nicht heraus, ihnen in ihre pädagogische Arbeit hineinzureden. Dafür sind sie offen für die Anregungen, die unsere FSJler im Betreuungsalltag einbringen. Gemeinsam entwickeln wir (normalerweise während der regelmäßigen gegenseitigen Besuche, jetzt coronabedingt digital) die gemeinsamen Pläne. Zu Beginn der Pandemie, als die Lähmung und Ratlosigkeit immer größer wurde und durch Lockdown, Arbeitslosigkeit und Angst um Gesundheit und Existenzgrundlagen verstärkt wurde, haben wir zusammen die Perspektive entwickelt, dass durch mehr Subsistenzwirtschaft die Kinder wieder ins Projekt geholt werden können – schichtweise, mit Abstand und Masken – und gleichzeitig die steigenden Lebensmittelpreise ausgeglichen werden. So kamen wir auf die Idee, einen Hüherstall zu bauen und den Gemeinschaftsgarten in seiner Größe zu vervielfachen. Die Notwendigkeit eines neuen Brunnens entstand durch die von Jahr zu Jahr zunehmende Trockenheit. Auch brauchen die Hühner und der Garten mehr Wasser, als wir bisher hatten. Die Idee, diese ganzen Errungenschaften zu einem Film zu verarbeiten, wurzelte in dem Gedanken, dass unsere Schulgemeinschaft, aber auch die Kirchengemeinde, mit der wir kooperieren, an unserer Partnerschaft Teil haben soll und verstehen können, was wir machen und was die globalen wirtschaftlichen und ökologischen Hintergründe sind. Der Klimawandel ist einer der Aspekte, die die Trockenheit und extremen Waldbrände von 2020 verursachten, auch das thematisiert der Film, dem wir den Titel „Agua“ gegeben haben. Für ihn haben wir die Texte aufgesprochen, die dem Bildmaterial unterlegt sind, haben unsere Partner gebeten, uns ihre Texte und Video-Sequenzen zu schicken und haben Teile unserer Video-Konferenzen aufgenommen. Er ist so ein echtes binationales Produkt geworden. Unsere ehemaligen FSJler, die als Rückkehrer-Engagement den gemeinnützigen e.V. ProGo gegründet haben, begleiteten die Brasilien-AG. In Schule und Gemeinde setzen wir den Film als einen Baustein für globales Lernen ein. Bewusst haben wir ihn zweisprachig gestaltet und auf Youtube mit der Option versehen, dt. oder bras. Untertitel einzustellen. Denn so können wir ihn in beiden Ländern für unsere Sache und für wachsendes politisches Bewusstsein einsetzen.

Die Beteiligten

Das Projekt ist jetzt gelebte Real-Utopie: Die Kinder des Projekts können jeden Tag frische Eier und Gemüse in ihre Familien mitbringen, eine Hühnerversorgungsschicht übernehmen und bekommen hin und wieder ein Huhn für das Sonntagsessen. Sie lernen, wie Selbstversorgung geht. Das ist besonders wichtig in Zeiten, in denen coronabedingt die Lebensmittel für viele der erwerbslosen Eltern sehr teuer geworden sind und zweitens die Kinder – wie bei uns auch – viele Monate lang an der Isolation und fehlenden Tagesstruktur litten. Über ein Jahr lang waren die Schulen und alle Betreuungseinrichtungen für die Kinder in Mato Grosso geschlossen. Durch das Stadtteil-Gartenprojekt konnten sie trotz der fehlenden Beschulung wenigstens zwischendurch ins Projekt kommen, dort Verantwortung übernehmen und soziale Kontakte pflegen. Denn wie auch bei uns zunehmend die Studien belegen, besteht bei dieser Pandemie die Gefahr nicht nur in der Viruserkrankung, sondern auch in Einsamkeit und sozialer Verwahrlosung. Durch die Hühnerzucht und die Gemüsebeete wächst das „projeto gonzalinho“ nun über einen Kinderhort hinaus und wird zunehmend ein Stadtviertel-Treffpunkt. Hier wurden die Warenkörbe als existenzsichernde Maßnahme an die Familien ausgeteilt, die auch Masken und Desinfektionsmittel enthielten, hier wurden ihnen Informationen über das Virus gegeben, Gespräche darüber geführt, wie es den Kindern mit der schwierigen Situation geht und viele Eltern nahmen auch ein paar Zwiebel-Setzlinge und Tomaten-Samen für ihre eigenen Beete mit. Unseren Kindern in Deutschland hat das gezeigt, wie man solidarisch handeln kann und wie man die Verzweiflung in einer Krise überwinden kann: Nicht alleine und mit individualistischen Zielen, sondern gemeinsam und nachhaltig. Die Koordination übernahm Sanzio Batista, der als Jugendlicher schon an unserem Austausch teilnahm, jetzt wieder als Kleinbauer in seiner Agrarkooperative arbeitet und mit seinem Know-how dem Team hilft. Er hat den Projektkindern und -betreuerinnen beigebracht, wie ein Hühnerstall gebaut und gepflegt werden muss. Auch die Warenkörbe für die Familien, die das Team seit Beginn der Pandemie alle zwei Monate zusammenstellt, wurden durch unsere Spenden aus Metzingen finanziert und je nach Saison mit den genossenschaftlich und ökologisch produzierten Lebensmitteln gefüllt. Wir sind stolz darauf, dass wir das alles mit Online-Flohmärkten u.a. ermöglicht haben, denn so konnten auch wir trotz Corona aktiv werden, statt nur zu jammern.

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