Sisimbom, Ich beghere Einlass

  • Tete Adehyemma, Accra, Ghana
    Sisimbom, Ich beghere Einlass, Münster, Deutschland
  • Platz 1 Award 2019
  • Globales Lernen, Musik, Theater, Nachhaltigkeit Ziele
"Theater gegen Armut: eine Collage mit Trommeln, Text, Tanz und Gesang. Produziert in Accra und Münster. In zwei Jugend-Begegnungen, beschäftigten sich 12 Jugendlichen mit diesem Thema. Die Recherche in beiden Ländern war Ausgangspunkt für die gemeinsamen Proben.

Wir haben uns in 2018/2019 zwei mal für drei Wochen getroffen, nachdem wir uns in unseren jeweiligen
Gruppen mit Workshops, Vorträgen und Recherchen vorbereitet haben. In unseren Begegnungen haben wir
diskutiert, geprobt, Exkursionen gemacht, um das Partnerland besser kennenzulernen. Angeleitet wurde
der ganze Prozess von drei Teamern aus Ghana und Deutschland. Wir haben das Theaterstuck 7 mal in
Accra und Münster gespielt und hatten im Anschluss lebhafte Gespräche mit dem Publikum. In Accra kam
das Publikum aus der Armen Community, dort haben wir auch geprobt und in Deutschland haben wir in
einem Theater gespielt und in einer Schule. Die gemeinsame Erfahrung hat uns zu einem engen Team
gemacht und auch heute gibt es noch regelmäßige Kontakte zwischen beiden Gruppen. So haben wir zum
Abschluss unserer Aufführungen in Deutschland angefangen, Spendengelder zu sammeln um den
ghanaischen Teilnehmern eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen. Das nächste Projekt von Cactus
Junges Theater und Tete Adehyemma beschäftigt sich mit dem Thema Partnerschaften.

Einführung

"Theater gegen Armut: eine Collage mit Trommeln, Text, Tanz und Gesang. Produziert in Accra und Münster. In zwei Jugend-Begegnungen, beschäftigten sich 12 Jugendlichen mit diesem Thema. Die Recherche in beiden Ländern war Ausgangspunkt für die gemeinsamen Proben.

Kurzbeschreibung des Projektes

Wir möchten uns mit unserem Theaterprojekt "I Request Admission" bewerben. Das Projekt wurde durchgeführt von Cactus Junges Theater aus Münster und Tete Adehyemma Dance Theatre aus Accra. Beide Teilgruppen des Projektes haben sich in den Jahren 2018/19 gegenseitig in ihren Heimatländern besucht und dort zusammen ein Theaterstück zum ersten SDG, keine Armut, entwickelt, geprobt und aufgeführt.

Der Projektansatz

Als sich die beiden Teilgruppen unseres Projektes in Ghana zum ersten Mal begegnet sind, kannten wir uns nicht. Wir kannten uns nicht persönlich, wir kannten nicht die Länder der Anderen, nicht deren Kulturen, Situationen und Geschichten. Und wir hatten kein Skript. Der Prozess des Kennen- und Verstehenlernerns war eng verschlungen mit dem Entstehungsprozess unseres Stückes. Wir haben über die SDGs gesprochen, über Armut, aber vor allem darüber, was das für UNS bedeutet. Über einiges herrschte sofort Einigkeit, andere Perspektiven haben wir einnehmen können, weil wir einander zugehört haben und bereit waren, voneinander zu lernen. Armut in Ghana bedeutet etwas anderes als Armut in Deutschland. Dennoch gibt es sie hier und dort - und überall sonst auf der Welt. Unser Stück sollte unser aller Stück sein. Dafür mussten wir alle ein Stück von uns geben. Herausgekommen ist eine Collage der unterschiedlichsten Szenen. So haben wir z.B. eine abstrakte Szene aus Kafkas „Vor dem Gesetz“ gepaart mit einem von Trommeln begleiteten Tanz. In unserem Stück begegnen sich Ghana und Deutschland - und dafür mussten wir uns begegnen. Jede Szene kam von uns. Die ursprünglichen Ideen auch mal von einzelnen Jugendlichen, die fertigen Szenen immer ein Gemeinschaftsprojekt. Wir haben viel diskutiert, uns viel gezeigt, intensiv geprobt und uns gegenseitig immer wieder vorangetrieben und Verstehen gelehrt. Das hat keinen von uns unberührt gelassen. Wir haben gelernt, dass man vieles erst verstehen kann, wenn man sich persönlich begegnet und zuhört. Wir haben aber auch gesehen, wie viel wir alle gemeinsam haben, und dass ein Stück über Armut auch ein Stück über Hoffnung sein kann. "You know your culture. But when you meet other people, you learn from them, also. They also learn from you. [...] We made up our mind we want to be together. So yes, we learned how to assert each other the way we are." (Alice aus Ghana)

Die Beteiligten

Am meisten Veränderung hat unser Projekt wohl für uns selbst bedeutet. Dennoch war und ist es uns wichtig, dass es nicht dabei bleibt. Wir hoffen alle, dass wir den immerhin über tausend Leuten, die unser Stück gesehen haben, neue Perspektiven geöffnet und sie für das Thema sensibilisiert haben. Auch geht die Partnerschaft von Cactus Junges Theater und Tete Adehyemma Dance Theatre weiter. Ein Folgeprojekt ist bereits in Planung. Dieses Projekt wird auf den Erfahrungen aufbauen, die wir gesammelt haben, und ein paar von uns werden wieder dabei sein - zusammen mit neuen Jugendlichen. Aber auch für uns selbst ist das Projekt nicht vorbei. So haben wir z.B. ein Dokumentationsvideo erstellt, das wir schon an einigen Stellen gepaart mit Vorträgen und offenen Diskussionsrunden gezeigt haben. Außerdem hat das BKJ ein Doku-Video über unser Stück veröffentlicht. Beide sind in den Links zu finden. Momentan ist unser Hauptfokus hier in Deutschland allerdings, unseren ghanaischen Freunden eine Ausbildung zu ermöglichen. Wir haben sie alle persönlich kennengelernt und lieb gewonnen. Als sich unsere Wege wieder getrennt haben, blieb - trotz all der schönen Erinnerungen - ein beklemmendes Gefühl zurück, dass wir hier so dermaßen priviligiert leben, während dem anderen Teil unserer Gruppe die Mittel fehlen, auch nur eine Ausbildung zu genießen. Und eine Ausbildung hilft nachhaltig! Also haben wir gemeinsam beschlossen, Geld zu sammeln, um ihnen genau das zu ermöglichen. Wir haben schon einige großzugügige Spender akquiriert, aber auch in kleinen Weisen beigetragen. So haben wir zum Beispiel Waffeln bei Cactus Vorstellungen verkauft. Dadurch konnten schon einige Jugendliche Ausbildungen beginnen. Alice zum Beispiel studiert nun und Shaibo macht eine Ausbildung als Modedesigner. Vor Kurzem war einer der Projektleiter aus Ghana wieder in Deutschland und konnte uns persönlich davon erzählen, wie gut sie sich schlagen und wie glücklich sie damit sind. Ein Grund mehr weiterzumachen!

Titelbild