Der Jugendaustausch mit zwei Begegnungsreisen hat die Teilnehmenden nachhaltig sehr geprägt (Erfahrungen der Teilnehmenden in den Rundbriefen).
Für die Schuhputzer und Kinder von Schuhputzern war es ihre erste Reise ins Ausland. Die Wertschätzung, die sie als individuelle Personen erfahren haben, hat ihr Selbstwertgefühl sehr bestärkt und auch die eigene Sichtweise auf ihre Arbeit als Schuhputzer verändert.
Die deutschen Schülerinnen und Schüler konnten durch die selbstgemachten Erfahrungen während der Begegnungsreisen viel besser die Lage von Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland und/oder geflüchteter Personen nachfühlen. Die fehlenden Sprachkenntnisse auf beiden Seiten zeigten auch die Schwierigkeiten auf, mit denen viele Menschen hier zu kämpfen haben.
Das Interesse für ein weiteres Engagement ist bei allen Teilnehmenden auch ein bzw. anderthalb Jahre nach den Begegnungen nach wie vor sehr groß. Nach dem Schulabschluss im Sommer 2018 haben sich aufgrund der Erfahrungen außerdem fünf der acht deutschen Teilnehmenden zu einem Freiwilligendienst in Deutschland bzw. im Ausland entschieden.
Im Rahmen des Jugendaustauschprojektes haben die beiden Gruppen zum Nachhaltigkeitsziel Frieden und Gerechtigkeit gemeinsam die zweisprachige Geschichte „Meine Straße – Deine Straße“ geschrieben, in der es um zwei Kinder aus Deutschland und Bolivien geht, die sich in La Paz kennenlernen und viele Jahre später in Deutschland wiedertreffen (link).
Die Geschichte wird nun für die interkulturelle und antirassistische Bildungsarbeit von vamos juntos in Bolivien und Deutschland genutzt und wirkt so auch nachhaltig weiter. Sie richtet sich vor allem an Kinder ab acht Jahren, aber auch an Jugendliche und Erwachsene.
Die Leser sollen dazu angeregt werden, den eigenen Bildungshorizont zu erweitern, die eigene Identität zu reflektieren, den Lebensstil zu überdenken und Gestaltungsmöglichkeiten zu finden zur Interdependenz, sozialen Gerechtigkeit, Selbstreflexion, Konfliktbewusstsein und Konfliktlösungskompetenz und zur Entwicklung eines historischen und Entwicklungsbewusstseins.
Unsere Geschichte spiegelt die Lebensrealität der Teilnehmenden und die Erfahrungen aller Teilnehmenden während der Begegnungsreisen wider. Die Perspektive ist nicht einseitig, sondern bezieht die Sicht beider Kulturen mit ein. Besonderheiten zu Deutschland und Bolivien, zu den Menschen und ihren Umgangsweisen sowie Erfahrungen mit Vorurteilen, Diskriminierung und möglichen Lösungsansätzen werden thematisiert.
Durch die Mehrsprachigkeit richtet sie sich auch an Leser mit Migrationshintergrund und soll einen Anstoß geben zum interkulturellen Austausch.
Seit Ende 2017 stellen wir Schulen unsere Geschichte für verschiedene Unterrichtsfächer zur Verfügung und führen auf Wunsch auch Unterrichtseinheiten dazu durch. In vielen Schulen konnten wir schon mit Hilfe der Geschichte wichtige Schritte hin zur interkulturellen Kommunikation gehen und Vorurteile unter den Kindern und Jugendlichen abbauen.
Die Resonanz auf unsere Geschichte „Meine Straße – Deine Straße“ ist sehr positiv. Öffentliche Lesungen und die Wanderausstellung tragen weiter dazu bei, das Thema in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen bewusst zu machen.
Gerade die aktuellen Vorkommnisse machen deutlich, wie wichtig der interkulturelle Dialog ist. Die Geschichte soll verstärkt in der Bildungsarbeit eingesetzt werden und dabei verschiedene Formen der Diskriminierung beleuchten sowie die interkulturelle Kommunikation stärken.
Für die Mitglieder von vamos juntos führen wir Weiterbildungen zur interkulturellen Kommunikation durch (nächste Weiterbildung: 09.-11.03.2019), um sie so zu Multiplikatoren auszubilden. Diese bieten in Schulen, EineWelt-Läden und anderen Gruppierungen Vorträge, Workshops und Lesungen an.
Gleichzeitig stellen wir Schulen die Geschichte in verschiedenen Sprachen zur Verfügung, so dass sie in Fächern wie Sozialkunde, Religion etc., aber auch im Fremdsprachenunterricht eingesetzt werden kann. Außerdem wird die Geschichte in den kommenden Monaten auf der Seite der Bücherpiraten (www.bilingual-picturebooks.org) in weiteren Sprachen publiziert. Übersetzungen ins Englische, Französische, Italienische und Niederländische liegen bereits vor.