Südafrikanisch-deutscher Theateraustausch

  • Eersterivier Secondary School, Eersterivier, Südafrika
    Südafrikanisch-deutscher Theateraustausch, Unterschleißheim, Deutschland
  • 7 Award 2020
  • Film / Medien, Globales Lernen, Musik, Theater, Umwelt, Migration
Zwei Theaterschulen in extrem unterschiedlichen Lebenswelten - und doch dieselbe Leidenschaft. Miteinander spielen, aneinander wachsen. Seit 2014 teilen südafrikanische und deutsche Theaterschüler*innen einen wichtigen Teil ihres Lebens.

Seit 2014 trafen sich sechsmal jeweils zwei Wochen Jugendlicher aus den unterschiedlichsten Lebenswelten beider Länder zum Theater spielen und leben. Drei Stücke zu „Freiheit“, „Identität“ und „Xenophobie“ entstanden und wurden u.a. in der Karoo und auf dem Alexanderplatz gezeigt. Diese Freundschaften haben das Leben der Teilnehmenden bereichert und verändert. 2020 gründete Frau Markram, die südafrikanische Theaterlehrerin, an ihrer Schule ein Covid Committee, das u.a. die Spendengelder der deutschen Partner*innen für Schulspeisungen, Hygieneartikel und Lebensmittelpakete einsetzte. Das Art Departement hat zudem seit 2019 zwei Schulabgänger*innen ausgewählt, die mit Hilfe der deutschen Partnerschule und deren Kontakt zum Verein „Equal Opportunities for Kids in Cape Town´s townships e.V.“ studieren können und ihre Erfahrungen an jüngere Schüler*innen in Eersterivier weitergeben. 2020 läuft auch ein virtueller Austausch mit dem Arbeitstitel „20 challenges“.

Einführung

Zwei Theaterschulen in extrem unterschiedlichen Lebenswelten - und doch dieselbe Leidenschaft. Miteinander spielen, aneinander wachsen. Seit 2014 teilen südafrikanische und deutsche Theaterschüler*innen einen wichtigen Teil ihres Lebens.

Kurzbeschreibung des Projektes

2019 trafen wir uns das letzte Mal zum Theaterspielen, eingeladen auf ein wunderbares Festival nach München. 2020 zerplatzten die Hoffnungen, wieder gemeinsam zu proben/zu wohnen, Sorgen und Nöte traten in das Leben der Jugendlichen. Nun gibt es neuen Austausch und Hoffnung: Mit südafrikanischer Kompetenz, deutschen Spendengeldern und gemeinsamen Enthusiasmus gab es 100e Essenspakete, dann 2 Universitätsstipendien und nun neue Elftklässler im virtuellen Austausch - Arbeitstitel: ´20 challenges!

Der Projektansatz

Unser selbst erarbeitetes Stück "Scenes of migration" (s. Award 2018) war für uns Jugendliche auf beiden Seiten ein Augenöffner zum Thema „Flucht“. Eine südafrikanische Schülerin konnte nicht teilnehmen: Benilde - ihre Eltern waren mit ihr aus Ruanda geflohen, sie hatte keinen Pass. 2019 hatten wir dann eine sehr intensive, persönliche Zeit miteinander, als unser Stück zu einem Festival nach München eingeladen wurde. 2020, als wir Alumni gerade mit jüngeren Mitschüler*innen arbeiteten, wurde wegen Corona jede Möglichkeit persönlichen Zusammenkommens unmöglich. Über soziale Medien hielten wir Kontakt und erkannten, dass unsere Partner*innen nicht nur die Ausgangssperre belastete, sondern echte Not: Stromausfall, Winterkälte, Jobverluste. Die Offenherzigkeit der Briefe überraschte und schockierte uns. Wir schrieben an alle Adressat*innen unseres Theaternewsletters. Darüber hinaus kooperierten wir mit dem Homepageteam und der Sportfachschaft und zusammen mit dem "Lauf um die Welt" kamen 13.000€ Spenden zusammen. An unserer Partnerschule gab es mittlerweile ein Covid Committe. Alleine die südafrikanische Seite plante die Aufteilung und Verwendung des Geldes. Sie schreiben: The donation has not only aided in alleviating the learners´ food crisis, but it has also helped to boost the staff morale thus creating a positive spirit at the school. Wir schafften es sogar, zusammen mit einem Verein, für 2021 Benildes (s.o.) Studiengebühren und Hostelkosten zu übernehmen. Unsere Partner*innen hatten sie ausgewählt, als Symbol für unseren gemeinsamen Weg in einer Welt! Seit August tauschen wir auch wieder Theater aus: 11. Klässler*innen an beiden Schulen nutzen soziale Medien um sich kennenzulernen und sich ihre Gedanken und Gefühle zur Corona-Krise virtuell vorzuspielen: in Tänzen, Gedichten Szenen. Ohne Mithilfe der Lehrer tauschen sie sich über ihre Handys aus eine Homepage wird gerade aufgebaut; Stück, Bewerbung für ein Onlinefestival und reale Begegnung sollen bald folgen.

Die Beteiligten

Durch das gemeinsame Theaterspielen und unser langes Zusammenleben entstand auch eine emotionale Nähe, wir haben Gleichheit und Gleichberechtigung mit allen Sinnen erlebt. In Zeiten des Widererstarkens von Rechtsextremismus sind das zu verteidigende Güter. Uns Jugendlichen der Nordhalbkugel wurde 2020 aber auch klar, wie privilegiert wir leben. Dass im 21. Jahrhundert vielen Familien die Nahrung knapp wird, dass Schüler*innen nicht am Online-Unterricht teilnehmen können, weil sie kein Handy oder kein Internet haben, darf nicht mehr vorkommen, in keinem Land der Welt. Uns hat es auch gutgetan, dass wir nicht nur gespendet haben, sondern dass wir auch aufklären konnten über diese Ungerechtigkeiten und dass wir laufen konnten, um Geld zu sammeln. Die Ruhe, die Sorgfalt und die Souveränität mit der das Committee dort in der vergleichsweise zehnmal so schweren Situation (Stromausfälle, Neid und Korruption an der eigenen Schule) hat uns beeindruckt und geholfen weniger über unsere eigenen Probleme zu klagen. Oft haben wir gehört, wie gut es getan hat, nicht "vergessen zu werden von der Welt", sondern gesehen zu werden. Wie wichtig Hoffnung und Selbstbestimmung sind, haben uns die Lehrkräfte der Schule geschrieben. Ein virtueller Austausch kann die echte Begegnung, die Berührung während und durch das Theater nicht ersetzen, aber dennoch kann es uns hier helfen, die Distanz zu überbrücken, die Geografie und Virus schaffen.

Titelbild

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